CDU-OWL diskutiert über „New Work“

Pressemitteilung des Bezirksverbandes

Den Bielefelder Lasse Rheingans kann man getrost zu den Pionieren im Bereich „New Work“ zählen. Mit der Einführung des Fünf-Stunden-Tages in seiner Agentur hat er im Jahr 2017 Maßstäbe gesetzt. Sogar die „New York Times“ berichtete hierüber. Aus einem Arbeitszeitmodell für seine eigene Agentur wurde mit der Zeit ein Geschäftsmodell: Mittlerweile berät Lasse Rheingans andere Unternehmen in den Bereichen Arbeitszeitgestaltung und Arbeitsorganisation - so auch das in ganz OWL tätige Autohaus Markötter.
Auch im politischen Raum stößt dies auf großes Interesse. Nun haben sich Vertreter der CDU Ostwestfalen-Lippe - darunter auch der Bezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus und der örtliche Landtagsabgeordnete Tom Brüntrup - hoch über den Dächern Bielefelds im Crüwell-Haus mit Lasse Rheingans sowie Ralf Markötter und Philipp Kielhorn vom Autohaus Markötter ausgetauscht. 
 
Markötter verbindet an sechs Standorten in seinen Autohäusern mit breitem Serviceangebot die beiden Welten „Handwerksunternehmen“ und „Handel“. Dies birgt für die Einführung eines neuen Arbeitszeitmodells einige Herausforderungen. Die Vier-Tage-Woche, die in dem Unternehmen Anfang des Jahres unter dem Motto „Neue Zeiten brauchen neue Strukturen“ an den Start gebracht worden ist, musste daher gut vorbereitet werden. Der Geschäftsführung war es wichtig, von Anfang an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubinden. In Workshops wurde mit der Unterstützung von Lasse Rheingans das für Markötter passende Modell entwickelt. Das Ziel: Das Autohaus möchte als Arbeitgeber noch attraktiver werden. Die Produktivität soll darunter nicht leiden. Ganz im Gegenteil: Nach Überzeugung der Geschäftsführung wirkt sich eine geringere Arbeitszeit sowohl auf die Zufriedenheit als auch auf die Motivation der Belegschaft positiv aus - und damit auch auf das Unternehmensergebnis. Bei Markötter wurde die Arbeitszeit um 10 Prozent bei vollem Lohnausgleich gekürzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nur noch an vier statt wie zuvor an fünf Tagen arbeiten. So sind drei Tage am Stück frei. Dafür muss an den übrigen Arbeitstagen 45 Minuten länger gearbeitet werden.
 
Bei dem Austausch, den die Christdemokraten Dr. Mechthild Frentrup und Dr. Tim Ostermann als Leiter der AG Wirtschaft der CDU OWL organisiert hatten, verschwiegen Markötter und Kielhorn nicht, dass die Einführung auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Gerade zu Anfang musste bei den rund 240 Mitarbeitern viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das neue Arbeitszeitmodell traf bei einigen auf Skepsis: Kann das wirklich funktionieren? Fakt ist, dass die Umstellung nur gelingen kann, wenn gleichzeitig auch die bisherigen Arbeitsweisen hinterfragt werden. So wird jetzt bei Markötter die Endzeit von Meetings vorher festgelegt, um effizienter arbeiten zu können.
 
Ralf Markötter, Philipp Kielhorn und Lasse Rheingans hatten einige Wünsche an die Politik im Gepäck: Das deutsche Arbeitsrecht müsse mehr Flexibilität zulassen. Insgesamt wünsche man sich mehr Initiativen für und eine deutliche Stärkung des Mittelstandes. Zudem müssten die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, aber auch für die Pflege von Angehörigen verbessert werden. 
 
Der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik war derart intensiv, dass die vorher angesetzten zwei Stunden wie im Fluge vergingen. Allgemeine Einigkeit bestand darin, dass die häufig genutzte Begrifflichkeit „Work-Life-Balance“ nicht hilfreich ist. Sie suggeriert, dass das eigentliche Leben nicht während der Arbeit, sondern nur davor und danach stattfindet. „Arbeit“ und „Leben“ sind aber keine Gegensätze. Arbeit gehört zum Leben. Die eigentliche Frage muss daher für alle Beteiligten lauten: Welche Bedingungen brauchen wir, um gerne und mit Freude zu arbeiten?